29. Januar 2024

Verstehen Sie Spar? Wie SWR und RBB ihre Flaggschiff-Talks deklassieren

Die Industriedenkmal-Kulisse beim SWR-„Nachtcafé“ ist jetzt virtuell, der RBB kann sich „Thadeusz und die Beobachter“ bloß noch als abgefilmte Radiosendung leisten. Peer Schader glaubt: Mit dem Verzicht auf Atmosphäre schadet sich das Fernsehen vor allem selbst.

Dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, ist regelmäßig Thema in den TV-Talks des Landes. Aber wie sehr das auch auf die Gesprächssendungen selbst zutrifft, ließ sich selten besser feststellen als in diesen Tagen. […]

Zumindest laut offiziellem Vermietungskalender steht die TV-Lounge künftig weitgehend leer, weil der RBB offensichtlich nicht mal mehr das Geld hat, dort die eigenen Sendungen auf die Beine zu stellen. […]

Während die Redaktion von “Caren Miosga” wegen eines geplanten Gesprächsanstuspers für Friedrich Merz eine 670 Euro teure Designlampe ersteht, die dann bloß für knappe sechzig Sekunden benötigt wird, kann der RBB dem “FAZ”-Feuilletonisten und Debattenklubmitglied Claudius Seidl jetzt nicht mal mehr ein anständiges Bierglas ins improvisierte Studio stellen. (Selbst für ein sendungsbezogenes Vorschaubild in der ARD-Mediathek fehlen augenscheinlich die Ressourcen.) […]

So angemessen es ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk wirtschaftliche Vernunft demonstriert und überlegt, wie er Kosten einsparen kann: Das graduelle Location-Downgrading der Talks in den Dritten ist ein verheerendes Signal für die Zukunftsfähigkeit des Mediums – weil es außer acht lässt, dass Fernsehen immer dann gut funktioniert, wenn es seinem Publikum an besondere Orte hin mitnehmen kann, wie es u.a. Alfred Biolek einst schon für “Bios Bahnhof” erkannt hat.

Der größte Feind dieser Besonderheit ist “eine standardisierte und ansprechende Studioumgebung”, wie sie der SWR fürs “Nachtcafé” in Anspruch nimmt; dass die Zuschauer:innen “davon profitieren”, wie der Sender behauptet, ist Quatsch. […]

Fernsehen kostet Geld, macht Arbeit, braucht Personal. Aber damit produziert das auf Visualität fokussierte Medium ja auch eine seiner größten Stärken! Was bleibt am Ende übrig, wenn sich die Sender diesen ganzen Aufwand, den außergewöhnlichen Rahmen, die vielen Details künftig sparen?

https://www.dwdl.de/hauptstadtstudio/96545/verstehen_sie_spar_wie_swr_und_rbb_ihre_flaggschifftalks_deklassieren/

 

Quelle: DIMBB-MEDIEN-News

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