Weil es günstiger, einfacher, kalkulierbarer ist, kommt Fernsehen meistens aus dem Studio. “Ein sehr gutes Quiz” hat mit spektakulären Outdoor-Locations gerade das Gegenteil gewagt. Peer Schader über den Vorteil von Shows, die nicht nur gesendet, sondern erlebt werden können. […]
Gleichzeitig schienen die Zeiten, in denen sich das Fernsehen zum Anfassen regelmäßig nach draußen locken ließ, schön länger aus guten Gründen vorbei. […]
Zweimal hatte ProSieben in den vergangenen Jahren bereits Versuche unternommen, mit eigenen Varianten an einstige Draußen-Erfolge anzuknüpfen: erstmals 2016, als Elton und Palina Rojinski das Wohnzimmer einer Familie in einem rheinland-pfälzischen Örtchen mit dem kompletten Straßenzug kaperten, um dort mit Flutlicht, Pyrotechnik und Spielapparaturen ihr “Auswärtsspiel” zu veranstalten. […]
Dass Joko und Klaas nun an diese Tradition anknüpften, ist alles andere als verwunderlich. Ihr gesamtes Werk ist geprägt von der Idee, die Grenzen des Studios zu überschreiten – vom “Duell um die Welt” bis zu den regelmäßig erspielten Sendezeit-Freiminuten im ewigen Kampf gegen ihren Arbeitgeber.
Ein (verhältnismäßig gewöhnliches) Quiz in unmögliche Locations zu verlegen, ist nur konsequent: als weiterer Versuch, Fernsehen wieder zu einem Ereignis zu machen, bei dem der Zufall eine Rolle spielen und das Publikum Teil davon sein darf. […]
In einer TV-Welt voller perfekt kalkulierter Programme besitzt die Aussicht auf ein Spektakel an einem absolut Fernsehshow-untauglichen Ort einfach eine Magie, die selten geworden ist.
Und wenn man in seinem bisherigen Fernsehleben bereits die entlegensten Orte der Welt bereist hat, um sich dort Donuts in die Stirn zu spritzen, an Hochhäuser zu kleben und von Mooren verschluckt zu werden, ist es durchaus schlüssig, jetzt nach Bad Rappenau, Koserow, Schönwölkau und Saalbach-Hinterglemm zu gehen. Denn darin liegt eine der letzten Superwaffen, die dem Medium geblieben sind: im wahrsten Sinne des Wortes möglichst nah dran zu sein am eigenen Publikum.
Die Logistik dahinter ist ein Albtraum, die Kosten sind hoch, das Risiko ist enorm – aber das Ergebnis ist ein TV-Moment, den kein noch so ausgeklügelter Algorithmus reproduzieren kann.
Quelle: DIMBB-Medien-News