10. Mai 2024

MDR: Anatomie eines Knalls

160 Millionen Euro muss der MDR sparen. Klingt viel? Es wird noch übler, wenn man schaut, wo der Sender kürzen will – und was das für Journalismus in Teilen des Ostens bedeuten könnte. […]

Was passieren kann, wenn es “keine Denkverbote” gibt, darüber machen sich die Mitarbeiter zum Beispiel in investigativen Redaktionen Gedanken. Es ist das Jahr der Landtagswahlen in zwei der drei MDR-Länder, es ist unbestritten eine Zeit, in der die Gesellschaft auch wegen des hohen wirtschaftlichen Drucks, der auf privaten Medien lastet, eher mehr regionalen Journalismus auch und gerade im Osten gebrauchen kann als weniger. Es wird weiterhin Nazis geben, die sich zusammenrotten. Firmen, die betrügen. Menschen, die versuchen, in einer teurer werdenden Zeit über die Runden zu kommen. Bleiben beim MDR genügend Kräfte, die all das in Zukunft recherchieren und abbilden? […]

Der Mitteldeutsche Rundfunk wollte sich zu seinen Sparplänen für den investigativen Journalismus gegenüber der SZ zuerst nicht konkret äußern und teilte nur mit: “Im MDR wird es selbstverständlich auch in Zukunft Investigativjournalismus mit entsprechenden Formaten geben.” Man befinde sich in internen Prozessen.

Am Dienstag teilte der MDR auf erneute Nachfragen der SZ mit: In den vergangenen Wochen habe man “gemeinsam mit der Redaktion Politische Magazine und Reportagen Überlegungen erarbeitet, welche einen kleineren finanziellen Sparbeitrag der Redaktion selbst (ab dem Jahr 2025 und auf eigenen Vorschlag) beinhalten”. Zusätzlich plane man mit weiteren “direktionsübergreifenden Einspareffekten beispielsweise durch den strategischen Abbau von Doppelstrukturen in der künftig engeren Zusammenarbeit zwischen den Programmdirektionen Halle und Leipzig”. […]

47 Millionen Euro sollen bis 2028 in den Bereichen Programm und Produktion gespart werden, weitere 47 Millionen durch eine “Personalstrategie”, die vor allem auf das altersbedingte Ausscheiden von rund 300 festen und freien Mitarbeitern setzt. Schon ab Juli und bis Ende 2028 sollen deren Stellen, von Ausnahmen abgesehen, nicht mehr nachbesetzt werden. […]

Noch wird über Etats verhandelt, und es heißt aus dem Sender außerdem: Alle Bereiche müssen sparen. Aber die Sorge und teilweise der Zorn im Haus sind groß. Weil der MDR es offenbar nicht nur nach außen an Transparenz vermissen lässt, was seine Kürzungsvorhaben angeht. Weil Mitarbeiter auch nicht verstehen, warum trotz des absehbaren Spardrucks Großprojekte wie die Übernahme des Mittagsmagazins durchgepeitscht wurden und jetzt Ressourcen binden, die woanders fehlen, zum Beispiel im Investigativen.

https://www.sueddeutsche.de/medien/mdr-sparplaene-investigativjournalismus-1.7046619

 

Quelle: DIMBB-MEDIEN-News

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