11. Dezember 2024

Kein neues Dokudrama: Wie Thomas Mann den Öffentlich-Rechtlichen zu teuer wurde

Wie der preisgekrönte Filmemacher Heinrich Breloer zu Thomas Manns 150. Geburtstag ein neues Dokudrama plante. Und die Gremien und Kosten alles versemmelten. […]

„Die Manns“ beginnt Anfang der 1920er-Jahre, Thomas ist berühmt und finanziell unabhängig. Hat alles, was er erreichen wollte, ein „strenges Glück“ (wie er es nannte), aber zahlt für den gesellschaftlichen Aufstieg einen hohen Preis: Er überwacht seine homosexuellen Neigungen.

Seine Romane aber erzählen davon, entschleiert und verschleiert zugleich. Mann gründet eine Familie. Breloers Idee war, ein Prequel zu schreiben, über Manns Brautschau, seinen willentlichen Entschluss, den freigeistigen Bohemien mit der Maske eines bürgerlichen Patriarchen zu vertauschen. […]

Breloers Haussender WDR zeigte Interesse, obwohl seine alten Weggefährten inzwischen ausgeschieden waren. Alexander Bickel, der neue Fernsehspielchef, schlug vor, eine Mini-Serie von sechsmal 45 Minuten als „Leuchtturm“ für die Mediathek zu drehen und die Münchner Constantin als minoritären Partner ins Boot zu holen. Breloer war dazu bereit.

Und vielleicht eine Frau als Regisseurin? Breloer, der Probleme mit den Augen hatte, war auch damit einverstanden. […]

Im Oktober 2022, bei einer Besprechung aller Beteiligten in Köln: der Showdown. Zunächst prasselte von allen Seiten Lobgold über Breloers Arbeit, was ihn schon misstrauisch hätte machen sollen. Eine Kalkulation wurde vorgelegt: enorme 20 Millionen Euro. Kürzungen wurden erörtert, auf zwölf oder sieben Millionen, die den Film in seinem Kern verwundet hätten.

Irgendwann sagte Tim Greve, Herstellungsleiter der Constantin, kurz und trocken: „Diesen Film wird es nicht geben.“ Die Zeit für deutsche Kulturgeschichte im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen war offenbar abgelaufen, ob das nun am Budget oder einem unterstellten Desinteresse der Zuschauerschaft lag. […]

Die DVA bot ihm an, aus dem Stoff ein Buch zu machen, und der schrieb eine Art „Dokuroman“. Zum nahenden 150. Geburtstag von Thomas Mann ist „Ein tadelloses Glück“ jetzt erschienen (402 S., 26 Euro), bedient sich der gesicherten Fakten und füllt die Leerstellen mit der Fantasie des Mann-Experten.

https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article254654912/Kein-Dokudrama-von-Heinrich-Breloer-Wie-Thomas-Mann-den-Oeffentlich-Rechtlichen-zu-teuer-wurde.html

 

 

Quelle: DIMBB Medien

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