13. Januar 2025

Hat die ARD sich aufgegeben?

Die ARD will ersichtlich locker werden und versucht es mit: Sex. Das geht seit Wochen schief, aber das Ende ist noch nicht erreicht: Nach den „Tagesthemen“ leitete man nun über zu einem Stand-up-Special von Felix Lobrecht. Über einen komischen Abend. […]

Die ARD mag es selbst nicht glauben, aber die Erwartungen an sie sind hoch. […]

Dort, wo die ARD selbst ihre Ansprüche herunterreguliert, weil sie glaubt, in einer jüngeren, digitaleren Zielgruppe seien die eh nicht so hoch, führt das zu Problemen. Zunächst: Wer ist jung? […]

Felix Lobrecht, zum Beispiel, braucht keine öffentliche Finanzierung. Zusammen mit Comedy-Autor und Moderator Tommi Schmitt betreibt er den erfolgreichsten deutschen Podcast, Gemischtes Hack, mit Millionen Hörern und Werbedeals mit Aldi, alles gut von der Seite. […]

Wieder zu Netflix habe er nicht gewollt, sagte Lobrecht bei Gemischtes Hack, da man ihm weniger Geld als für sein erstes Comedy-Special geboten habe. Der ARD scheint Lobrecht also mehr wert zu sein als Netflix. […]

Bei Lobrecht geht es um Frauen, die ihn wollen, Geld, das er hat. […]

Auf Nachfrage erklärt die ARD am Sonntag: „Unser Programmauftrag ist, Angebote für alle Teile der Bevölkerung zu machen. Mit der Zusammenarbeit mit Felix Lobrecht, der gerade in der jüngeren Zielgruppe einen großen Bekanntheitsgrad genießt, möchten wir einer breiteren Masse Zugang zu seinem mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichneten Bühnenprogramm“ geben. Humor sei Geschmackssache, der von Felix Lobrecht spare weder Themen noch gesellschaftliche Gruppen aus, sei „komplex und darf nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden“. Das führt zu neuen Fragen: Gibt es in der ARD noch Menschen, die sich Gedanken über den öffentlich-rechtlichen Auftrag machen? Oder möchte man Leute mit großem Bekanntheitsgrad nur noch breiteren Massen zugänglich machen?

https://www.sueddeutsche.de/medien/felix-lobrecht-ard-kritik-all-you-can-eat-li.3181202

 

ARD: Strobl will die Mediathek durch Umschichtungen stärken und gibt eine klare Zielrichtung beim “ESC” vor

ARD-Programmdirektorin Christine Strobl deutet im Interview mit der “Hörzu” an, dass die ARD-Mediathek zulasten des TV-Programms gestärkt werden soll. Außerdem verrät sie, welche hohen Erwartungen sie an den Vorentscheid zum “Eurovision Song Contest” hat, der in diesem Jahr gemeinsam mit Stefan Raab und RTL entsteht.

Als die reichweitenstärkste Sender-Mediathek in Deutschland mit täglich rund 2,7 Millionen Nutzern hat die ARD ihre Mediathek Ende November 2024 angepriesen. […]

„Jeder Bereich im klassischen TV muss seinen Beitrag leisten, damit wir die Mediathek stärken können. Wir brauchen Comedy, Fiction und Dokumentationen, die speziell für die Mediathek gemacht sind“, sagt Strobl.

Programmkürzungen werde es in erster Linie wegen Kostensteigerungen geben, die besonders im Bereich Film und Doku anfallen würden. „Dadurch entsteht aus dem gleichen Budget automatisch weniger Programm, wenn keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt werden“, so Strobl. Insgesamt stehen die Zeichen also auf Umschichtung: „Alles, was wir weniger machen, dient dazu, Ressourcen an anderer Stelle sinnvoll einzusetzen.“

https://meedia.de/news/beitrag/18456-ard-strobl-will-die-mediathek-durch-umschichtungen-staerken-und-gibt-eine-klare-zielrichtung-beim-quot-esc-quot-vor.html

 

ARD ringt in der Causa Mischke um jedes Wort

Warum der Journalist Thilo Mischke zuerst zum Moderator des Kulturmagazins „ ttt – titel, thesen, temperamente“ berufen und dann wieder zurückgezogen wurde, erklärt die ARD noch immer nicht wirklich. Dabei wäre das wünschenswert. […]

Nach dem Casting mit fünf Kandidaten – im Juni 2024 – habe ein anderer Bewerber mit vier zu zwei Stimmen der sechs an „ttt“ beteiligten Kulturredaktionen vorn gelegen. Bei der Zuschauerbefragung im Oktober habe Mischke in einer Kategorie wie Jugendlichkeit überzeugt, in puncto Seriosität oder kulturelle Kompetenz nicht. Trotz kritischer Stimmen aus den Redaktionen hätten sich die Kulturchefs für Mischke entschieden. […]

Mischke habe „aber vor allem im Punkt ,Authentizität‘“ überzeugt, „was unter anderem Ausschlag für die Besetzung gegeben hat“. Zu seiner Berufung habe man „innerhalb der beteiligten Redaktionen viele intensive und teils auch kontroverse Gespräche geführt. Eine offene Diskussionskultur ist Teil unserer Redaktionskultur und Meinungsvielfalt Teil unseres journalistischen Selbstverständnisses. Schlussendlich gab es auf Basis der Casting-Ergebnisse eine einstimmige Entscheidung der Kulturchefinnen und Kulturchefs.“ Die Frage, ob oder wie zu der Entscheidung beigetragen habe, dass der Podcast „ttt für die Ohren“ zwischen Thilo Mischke und der Podcasterin Jule Lobo schon vereinbart gewesen sei, beantwortete die ARD nicht. […]

In ihrem gemeinsam mit ihrem Mann Sascha produzierten Podcast „Feel the News“ wehrt sich Jule Lobo derweil gegen hasserfüllte, persönliche Angriffe, die sie in der Causa erfährt. Sie erklärt, dass sie die Idee für den Podcast mit Mischke hatte und die ARD unabhängig davon auf ihn zugegangen sei, plädiert für Ambiguitätstoleranz und Fehlerkultur, zeigt Verständnis für einige von Mischkes Kritikerinnen (für einige dezidiert nicht), nimmt diesen aber gegen ­Fundamentalkritik in Schutz. Er sei selbstkritisch, achtsam und offen und nicht die „Inkarnation des Bösen“.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ard-ringt-zur-causa-thilo-mischke-und-ttt-weiter-um-worte-110224145.html

Vergangenes Wochenende hat die ARD ja nun bekannt gegeben, dass Thilo Mischke doch nicht der neue Moderator der Kultursendung „ttt“ wird. (Wer nochmal auffrischen will, worum es bei der Sache genau geht, kann das hier und hier tun.) In einer Pressemitteilung der ARD-Programmdirektion wurde zwar betont, dass Mischke „ein anerkannter Journalist und mehrfach preisgekrönter Reporter“ sei. Doch:

„… die in den vergangenen Tagen entstandene heftige Diskussion um die Personalie Thilo Mischke überschattet die für uns zentralen und relevanten Themen, die wir mit der Sendung und Marke ttt transportieren und gemeinsam mit der Community diskutieren möchten so, dass dies nicht mehr möglich ist.“ Die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl kündigte außerdem an, man werde die Thematik „journalistisch aufarbeiten“. Ich finde daran mehrere Punkte interessant. Zum einen frage ich mich, was „journalistisch aufarbeiten“ in diesem Kontext bedeutet. Werden wir dann bald einen ARD-Beitrag (vielleicht sogar bei „ttt“) dazu sehen? Das NDR-Magazin „Zapp“ wollte das auch wissen, hat aber von der ARD nur die Antwort bekommen, dass man das erst sagen könne, wenn man mit der journalistischen Aufarbeitung weiter sei.

Klingt nach: So genau wissen wir das selber nicht.

Bemerkenswert ist auch, dass sich die ARD in ihrer Pressemitteilung zu keinem einzigen der inhaltlichen Kritikpunkte an Mischke äußert, was wiederum zum dritten interessanten Aspekt führt. Der Frage: Welche „Diskussion“ die ARD da genau meint. Also ja, es gab laute Kritik. Aber gab es eine Diskussion, in der die ARD mal erklärt hätte, warum sie Mischke für den besten Kandidaten hielt?

https://steadyhq.com/de/uebermedien/posts/6b44f11a-11c1-41dc-841f-d54633e4957e

Wenn eine Seite Kritik übt, kann man das als Diskussionsbedürfnis interpretieren. Und wenn die andere Seite schweigt, ist das Diskussionsverweigerung. Die Entschlossenheit, mit der das Ende einer Diskussion noch vor ihrem Beginn von der ARD auf Kosten eines Moderators herbeigeführt wurde – bei gleichzeitiger Diskussionsbehauptung –, lässt einen die Augen reiben. Dass einzelnen Leuten die Lust vergeht, sich in Kontroversen wie diese einzuschalten, ist etwas anderes, als wenn sich eine Institution wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk verweigert. Da zeichnet sich eine strukturelle Krise ab. (Paid)

https://www.zeit.de/2025/02/thilo-mischke-ard-ttt-moderation-diskussion/komplettansicht

Causa Mischke: Frage der Debattenkultur

Obwohl die ARD nach heftiger Kritik angekündigt hat, den Journalisten Thilo Mischke nicht als Moderator für das Kulturmagazin “ttt” einzusetzen, ebben die medialen Debatten um den Umgangston in dieser Frage nicht ab. Annika Witzel berichtet.

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-toene-texte-bilder-beitraege/audio-causa-mischke-frage-der-debattenkultur-100.html

Auf Zapp Anfrage bei der ARD heißt es: „Dazu können wir mehr sagen, wenn wir in der journalistischen Aufarbeitung weiter sind.“

https://www.instagram.com/p/DEhdzwoMYtm/?igsh=Xzk1V21vT1Vi&img_index=2

 

Quelle: DIMBB-MEDIEN-News

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