Alle Augen auf den Ball: Medien bei der Produktion täglicher Empirie.
Vor 25 Jahren entstand in Deutschland ein System des Fernsehfußballs, durch das man den Sport in seiner ganzen Faszination begreifen konnte. Durch die Neuvergabe der Übertragungsrechte könnte sich das ändern. […]
Mit dem Poker um das Paket 2 der Bundesliga versucht DAZN offensichtlich, in eine erpresserische Position gegenüber der Kundschaft in Deutschland zu kommen. Innerhalb weniger Jahre hat sich der Monatspreis, der anfänglich auch an Netflix angelehnt war, auf einiges über 30 oder sogar 40 Euro (wenn man sich nicht für ein Jahr binden will) erhöht. Die avisierten höheren Einnahmen für die DFL müssten letztlich von den Fans kommen, auf die wohl DAZN seinen Aufwand umlegen würde. Der Poker findet vor dem Hintergrund zunehmender Ressentiments in den organisierten Fanszenen gegen Investoren allgemein statt. Im Hintergrund läuft bei der anstehenden DFL-Entscheidung demnach auch eine politische Großorientierung mit: stärkere Globalisierung oder provinzielle Selbstgenügsamkeit?
Vermutlich noch vor Weihnachten wird für die Auktion ein neuer Anlauf erfolgen und ein definitives Ergebnis feststehen müssen. Die befassten Experten, Banken, Gremien werden dabei auch auf Kleinigkeiten achten wie die, ob DAZN sich die „peanuts“, die für den EFL Cup aus England fällig gewesen wären, nicht mehr leisten konnte oder wollte. Der Fußball zeigt sich dabei als Labor des Plattformkapitalismus. Und es ist alles andere als ausgemacht, was in diesem Fall „good governance“ ist.
Quelle: DIMBB-Medien