Die Gewerkschaften Verdi und BFFS sowie die Produktionsallianz verhandeln regelmäßig den Tarifvertrag für die Film- und Fernsehbranche. Nun haben sie zusätzlich den „Respect Code Film“ (RCF) vorgestellt. Dieser Kodex richtet sich laut Produktionsallianz „gegen jede Form von respektlosem Verhalten, Belästigung, Gewalt, Diskriminierung oder anderes Fehlverhalten“ und definiert „branchenweite Grundsätze für sicheres Arbeiten und einen respektvollen Umgang“ bei Film- und Fernsehproduktionen.
Der Kodex wurde in Zusammenarbeit mit öffentlich-rechtlichen Sendern, dem privaten Branchenverband Vaunet, Degeto, Netflix, der Deutschen Filmakademie und dem Regieverband entwickelt. Beratend waren zudem die Berufsgenossenschaft und die Vertrauensstelle Themis beteiligt. „Die Branche gibt sich einen eigens erarbeiteten Verhaltenskodex“, meldeten Medien wie die Zeit. Doch das greift zu kurz: Viele wichtige Akteure der Branche waren nicht involviert. So war von den Berufsverbänden der Filmschaffenden lediglich der Regieverband eingebunden.
Entsprechend bleibt der Kodex an manchen Stellen vage. Während umfangreiche „gemeinsame Begriffsbestimmungen“ für unerwünschtes Verhalten enthalten sind, fehlt eine klare Definition des zentralen Begriffs „Respekt“. Vorgesehen ist beispielsweise, dass Vorgesetzte eine „faire Behandlung aller Beschäftigten“ gewährleisten sollen – für manche selbstverständlich, für die Branche offenbar nicht.
Der RCF enthält detaillierte, aber oft unverbindliche Regelungen zu Vertrauenspersonen und möglichen Vorfällen. Viele Formulierungen bleiben schwammig: Es wird festgelegt, was „kann“ oder „soll“, aber kaum, was „muss“. Auch bei Konsequenzen für Fehlverhalten bleibt der Kodex unkonkret. Diese würden „produktionsindividuell entschieden“. Zudem gilt der Kodex nur für Produktionsunternehmen, nicht jedoch für Eigenproduktionen der Sender.
Zentral bleibt die Frage nach den Arbeitsbedingungen, unter denen Fehlverhalten häufig entsteht. Obwohl in der Präambel „angstfreie Arbeitsumfelder“, ein „positives Arbeitsklima“ und „gesunde Arbeitsbedingungen“ betont werden, fehlen konkrete Maßnahmen zur Verbesserung dieser Rahmenbedingungen. Ebenso wenig wird die Rolle der Vertrauensstelle Themis gestärkt, die seit ihrer Gründung infolge der MeToo-Debatte mit begrenzten Ressourcen arbeitet.
Wer den vollständigen „Respect Code Film“ einsehen möchte, findet ihn hier im Originaldokument.
Der Respect Code Film ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch es bleibt abzuwarten, ob er tatsächlich Veränderungen in der Branche bewirkt – oder nur ein weiteres unverbindliches Bekenntnis bleibt.