In der öffentlichen Anhörung zu den geplanten Reformen bei ARD und ZDF haben sich viele Organisationen mit Forderungen zu Wort gemeldet. Von der Produktionsallianz kommt eine nicht uneigennützige: Mit wenigen Ausnahmen sollen die Anstalten nicht mehr inhouse produzieren. […]
So fordert man, dass ARD und ZDF mit wenigen Ausnahmen alle inhäusig hergestellten Produktionen in die freie Wirtschaft abgeben sollen. “Hierin liegen erhebliche Wirtschaftlichkeits- und Einsparpotenziale ebenso wie ökonomische Chancen zur Stimulierung der Bruttowertschöpfung”, heißt es in dem Schreiben, das die Produktionsallianz im Rahmen der öffentlichen Anhörung an die Rundfunkkommission übermittelt hat. Kinderformate sollten außerdem verstärkt bei heimischen Produktionsfirmen in Auftrag gegeben werden, statt sich an solchen, meist internationalen Projekten nur minoritär zu beteiligen.
Die Produktionsallianz, die sich mit der Forderung natürlich vermehrte Aufträge für ihre Mitgliedsunternehmen erhofft, schlägt der Rundfunkkommission daher vor, die Sache staatsvertraglich zu regeln, würde sich aber auch mit einer entsprechenden Selbstverpflichtung (“Auftragsvergabe vor Eigenproduktion”) der Anstalten zufrieden geben. Die Produktionsallianz zielt mit ihrer Forderung vor allem auf die Bereiche Fiktion, Unterhaltung und Doku. Nachrichtliche Informationssendungen klammert man in der Forderung aus – die sollen ARD und ZDF auch künftig inhouse produzieren dürfen. […]
Alle Dokus, die länger sind als 20 oder 30 Minuten, sollen aber in die freie Wirtschaft gegeben werden. Ebenso wie große Unterhaltungssendungen im ZDF, Quizshows in der ARD, “Tatorte” und auch sonst alle Produktionen, die außerhalb des Nachrichtenkerns liegen und die die Anstalten heute noch selbst produzieren. Im Unterhaltungsbereich produzieren die Sender beispielsweise den “ZDF Fernsehgarten” oder auch die “NDR Quizshow” (Co-Eigenproduktion mit Flow Media) weitestgehend selbst. Böhning kritisiert, dass die Sender für solche Formate dauerhaft einen großen Stab an Personen vorhalten. “Das ist aus meiner Sicht nicht notwendig.” In der freien Wirtschaft seien Overhead- und Personalkosten geringer – dadurch würden Sparanstrengungen der Sender unterstützt. […]
Kritik, die Formate könnten qualitativ leiden, weil Produktionsfirmen gewissen finanziellen Zwängen unterworfen sind, will Böhning im Gespräch mit DWDL.de nicht gelten lassen. Schon heute gebe es bei allen Produktionen, die für die öffentlich-rechtlichen Sender hergestellt werden, einen großen Redaktionsstab in den Anstalten, der die Umsetzung dieser Programme betreut. Man wolle, dass ARD und ZDF ihr Programmbudget nicht noch weiter reduzieren – und da könne die nun aufgestellte Forderung helfen. Dadurch könne man einen “Beitrag dazu leisten, Budget zu schonen”. Die Rede ist von einer “Effizienzoffensive”.
Quelle: DIMBB-MEDIEN-News