Was Bundesliga & Co. aus dem TV-Debakel der Ligue 1 lernen können
Der neue TV-Rechtevertrag der Ligue 1 ist in vielerlei Hinsicht ein mahnendes Beispiel für die angespannte Wettbewerbslage im Sportmedienmarkt. Im Interview mit dem kicker erklärt der Medienrechte-Experte Jochen Lösch, was der Kardinalfehler der französischen Liga war, warum das schwache Ergebnis auch eine Signalwirkung für die Bundesliga hat und welche Rolle perspektivisch neue Player wie Amazon und Netflix im Live-Sportmarkt spielen könnten.
Die Ligue 1 wird im kommenden Fünfjahreszyklus von 2024 bis 2029 rund 25 Prozent weniger als aktuell und rund 45 Prozent weniger als ursprünglich vorgenommen über die nationalen Medienrechte erlösen. Was ist da schiefgelaufen?
Um diese Frage zu beantworten, muss man einige Jahre zurückblicken. Insbesondere ist dabei das Verhalten der Liga gegenüber Canal Plus zu nennen. Der Sender fühlte sich von der Liga betrogen, als er in der vergangenen Medienrechteperiode im Vergleich zu Amazon für deutlich mehr Geld deutlich weniger Spiele bekam. Der Schmerz darüber war so groß, dass Canal Plus schließlich im September 2023 öffentlich ankündigte, nicht für die ausgeschriebenen Rechte der Liga zu bieten. Das war mehr oder weniger das Todesurteil für die Ligue 1. […]
Die Kombination aus Rechtesumme und Leistungsumfang klingt nach einem vernünftigen Deal für DAZN, das damit seinen Markteintritt in Frankreich sehr gut angehen kann. DAZN kämpft ja derzeit selbst ums Überleben. Die Strategie des Streamers lautet daher: Alles oder nichts in den Kernmärkten, und da sind Live-Rechte der Top-Fußballligen fast schon alternativlos. […]
Ich glaube aber grundsätzlich, dass die DFL – genau wie selbstverständlich andere Ligen auch – gut beraten wäre, alle Player unter einen Hut zu bekommen. Denn wenn man es sich mit einem oder mehreren strategisch wichtigen Partnern komplett verscherzt, dann zahlt man dafür am Ende auch einen Preis. Canal Plus und die Ligue 1 sind da ein mahnendes Beispiel und in diesem Sinne auch ein Lehrstück für alle anderen Sportligen.
Quelle: DIMBB-Medien