4. Juli 2024

ARD: Noch mehr Leuchttürme

Das für die anwesenden Filmemacher und Produzenten zentrale Panel stand unter dem Titel “Streaming und Mediatheken – Herausforderungen für den Dokumentarfilm”. Den Impulsvortrag für die Debatte hielt die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. “Wir brauchen immer noch mehr Leuchttürme, und wir brauchen andere Budgets, wenn wir international konkurrieren wollen”, sagte sie  und bezog sich damit auf den Wettbewerb mit den Streaming-Anbietern. Man müsse auf “Exzellenz setzen” und “Hochglanz nicht als etwas Abschreckendes begreifen”.

Thomas Hinrichs, Informationsdirektor des Bayerischen Rundfunks und nebenamtlicher Koordinator für die Dokumentationen in der ARD, führte Strobls Gedanken beim darauffolgenden Panel weiter. Die ARD müsse beim “Production Value besser werden”, sagte er. Damit stand die Frage im Raum: Wenn die Budgets ausgewählter, tendenziell für “Exzellenz” stehender Filme und Serien steigen – welche dokumentarischen Inhalte werden dann in der ARD-Mediathek künftig dominieren, und für welche Art von Produktionen wird weniger Geld zur Verfügung stehen? Zumal Hinrichs über den derzeitigen Output an Dokumentationen sagte: “Wir machen immer noch zu viel.”

Strobl hob in ihrem Vortrag fast ausschließlich Dokumentationen und Dokuserien positiv hervor, “die auf Köpfe setzen”, wie sie es formulierte, und gab damit eine indirekte Antwort auf die nicht ausgesprochene Frage. Sie erwähnte bereits gesendete oder demnächst zu sehende Produktionen über Loriot, Hape Kerkeling, Franz Beckenbauer, Jan Ullrich, Michael Schumacher, die Band Echt, Abba, Angela Merkel, Prinz Harry und die Leichtathletin Birgit Dressel.

Die ARD-Programmdirektorin ging auch auf Filmreihen ein, die in starkem Maße über die Journalisten funktionieren, die sie präsentieren: Jessy Wellmer, Markus Feldenkirchen, Ingo Zamperoni. Mit anderen Worten: Projekte, die keine Porträts sind oder nicht an einem prominenten Presenter aufgehängt werden, drohen ins Hintertreffen zu geraten. […]

In der Mediatheken-Welt gelte heute die Regel, dass für das Publikum “in den ersten zehn Sekunden eines Films klar sein” müsse, um welches Thema es gehe, sagte Vogel: “Das mag für eine Reportage stimmen und das mag auch für eine Dokumentation stimmen, aber nicht für einen Dokumentarfilm.” […]

Der Dokumentarfilm stehe für eine “bestimmte Kulturtechnik”, die im Widerspruch zur “Natur der Mediatheken” stehe, ergänzte er. Das Genre Dokumentarfilm sei “nicht nur wegen der Relevanz seiner Themen für unsere Demokratie und auch für die Dokumentation unserer Zeit unerlässlich”.

https://medien.epd.de/article/1505

Hinweis der Redaktion: Die ARD hat bisher nicht den Auftrag, international zu konkurrieren.

„Die in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunkanstalten veranstalten gemeinsam das Fernsehvollprogramm „Das Erste“.“

https://www.revosax.sachsen.de/vorschrift/1058-ARD-StV#p1

Die ARD-Anstalten haben vor allem einen regionalen, auf ihr Sendegebiet bezogenen, Auftrag.

„Der MDR hat in seinen Angeboten einen objektiven und umfassenden Überblick über das internationale, europäische und nationale Geschehen zu geben sowie im Schwerpunkt über das Geschehen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu berichten. Die Vielfalt ihrer Regionen, der Kultur und Sprache sind in den Angeboten angemessen zu berücksichtigen. Dabei dient das Angebot der Information und Bildung sowie der Beratung und Unterhaltung und hat dem kulturellen Auftrag des Rundfunks zu entsprechen.“

https://www.revosax.sachsen.de/vorschrift/19075-StV-MDR#p6

 

Quelle: DIMBB-MEDIEN-News

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